Neurodermitis: Tipps für Kleidung

Die Wahl der Kleidung ist nicht immer einfach – erst recht nicht bei heikler Haut oder Neurodermitis (atopischem Ekzem). Ein paar Ratschläge.

Kleider hängen an einem Kleiderbügel

Welche Materialien sind ideal? Um welche Textilien macht man besser einen Bogen und wie wasche ich die Kleider am besten? Wer heikle Haut hat oder an Neurodermitis (atopisches Ekzem) leidet, sollte bei der Wahl der Kleidung ein paar Dinge beachten.

Die Wahl des Materials

Egal ob synthetisch oder natürlich: Wie gut ein Material verträglich ist, hängt von seinen Eigenschaften ab. Grundsätzlich sind alle fein gewebten, glatten Materialien ideal für heikle Haut – auch bei atopischem Ekzem, also Neurodermitis. Weitere hautverträgliche Eigenschaften: temperaturregulierend sowie feuchtigkeitsaufnehmend und -abtransportierend.

Geeignet sind:

  • Baumwolle ist luftdurchlässig und nimmt Feuchtigkeit gut auf. Bei schweisstreibenden Tätigkeiten jedoch besser auf Baumwolle verzichten, weil der Stoff sich zu sehr vollsaugt.
  • Leinen in glatter Form ist sehr angenehm und reizarm für die Haut. Auch Halbleinen, also Leinen gemischt mit Baumwolle, eignet sich gut.
  • Glatte Seide ist ebenfalls angenehm zu tragen. Das Material ist sehr leicht und hat ausserdem einen kühlenden Effekt.
  • Viskose fühlt sich sehr angenehm, luftig und locker auf der Haut an. Achtung: Der Stoff wird aus Zellulose hergestellt und je nach Verfahren (siehe weiter unten) ist er für Neurodermitis-Betroffene trotzdem nicht ideal.
  • Auch Modal, Lyocell und Rayon sind Zellulose-Stoffe, die sehr weich und atmungsaktiv sind. Auch hier kann der Stoff je nach Herstellungsart nicht geeignet sein.
  • Kaschmirwolle, oder auch Cashmere, fühlt sich auf der Haut sehr weich an. Cashmere bindet Feuchtigkeit sehr gut und leitet sie nach aussen ab. Ausserdem besitzt die Faser wärmeregulierende Eigenschaften, was für Neurodermitis-Betroffene ideal ist. Auch hier gilt: Das Herstellungsverfahren kann sich negativ auswirken
  • Merinowolle hat ähnliche Eigenschaften wie Cashmere; auch hier ist auf die Verarbeitung zu achten.
  • Silberfäden haben einen antibakteriellen Effekt und sind temperaturregulierend. Darum werden sie häufig in Kleidung für Babys und Kleinkinder verarbeitet.

Schlecht verträglich sind:

  • Polyacryl ist eine synthetische Faser, welche die Schweissproduktion fördern kann und die Feuchtigkeit schlecht abtransportiert.
  • Auch Polyamid ist auch schweissfördernd und gehört zu den kaum atmungsaktiven Kunstfasern. Für heikle Haut also nicht ideal.
  • Elasthan wird ebenfalls synthetisch hergestellt und hat dieselben ungünstigen Eigenschaften wie Polyacryl und Polyamid.
  • Wolle – egal von Schaf, Ziege oder Kamel – ist schlecht verträglich, weil die raue Oberfläche reizen kann. Selbst Merinowolle ist heikel.

Auf die Verarbeitung achten

Beim Anbau und der Veredlung der Textilien werden oft Chemikalien eingesetzt. Deshalb empfiehlt es sich, auf Labels wie Oeko-Tex Standard 100 zu achten, da diese die Textilien auf allergieauslösende Zusätze kontrollieren. Auch Farbpigmente können Hautreizungen hervorrufen. Darum sollte Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird, möglichst hell sein; helle Textilien enthalten weniger Farbstoffe und werden deshalb besser toleriert als dunkle.

Nicht vergessen: Nickel und Latex

Reissverschlüsse, Knöpfe, BH-Häkchen – viele Metallteile enthalten Nickel, was Personen mit sensibler Haut nicht vertragen. Wer also auf Nickel reagiert, sollte unbedingt das Kleidungsstück gut kontrollieren. Auch Latex ist ein heikler Stoff, der kann etwa in Gummibändern in Kleidern oder in Unterwäsche mit Stretch-Effekt vorkommen.

Clever waschen

Es ist sinnvoll, sämtliche Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen gründlich zu waschen. Am besten mit einem möglichst farb- und duftstofffreien oder zumindest nur gering parfümierten Waschmittel. Besonders eignen sich mit dem Allergie-Gütesiegel zertifizierte Produkte. Natürliche Waschmittel, die reich an ätherischen Ölen sind, sind nicht geeignet. Flüssigwaschmittel sind empfehlenswert, da sie sich leichter im Wasser auflösen; so vermeidet man die Bildung von Rückständen, die an der Wäsche haften bleiben. Empfehlenswert ist es, die Waschmitteldosis zu reduzieren oder einen zusätzlichen Spülgang einlegen, um alle Spuren des Waschmittels zu entfernen. Auf Weichspieler sollte verzichtet werden. Um die Wäsche geschmeidiger zu machen, kann eine kleine Menge Essig ins Weichspülfach gegeben werden.

Weitere Tipps

  • Weit geschnittene Kleider sind aufgrund des geringeren Körperkontakts besser verträglich.
  • Die unterste Kleidungschicht auf links anziehen, um ein Scheuern der Nähte auf der Haut zu vermeiden.
  • Etiketten mit den Waschhinweisen heraustrennen, damit diese nicht reiben.
  • Das Trocknen der Wäsche im Wäschetrockner macht die Wäsche geschmeidiger.
  • Wäsche drinnen trocknen, damit sich keine Partikel wie etwa Pollen, auf der Wäsche ablagern.

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat. Für Prävalenzzahlen siehe Quellenverweise.