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10.05.2022

So schützt man die Kinderhaut richtig

Unsere Haut vergisst nichts. Jedes Zuviel an Sonne hinterlässt irreparable Schäden. Ein guter Sonnenschutz ist unabdingbar – vor allem für die sensible Haut von Kindern. Doch: Wie schützt man die Haut richtig? Die Antworten darauf hat Pflegeexpertin Corinne Brunner von der aha! Beratungsstelle am Kinderspital Zürich.

Frau Brunner, beginnen wir mit der grundlegenden Frage: Weshalb ist Sonnenschutz von Baby- bis Jugendalter besonders wichtig?

Corinne Brunner: Bei Babys ist die Pigmentierung der Haut und damit der Sonnenschutz noch wenig ausgebildet, was sie besonders empfindlich macht. Wiederholte Sonnenbrände in der Kindheit sind der stärkste Faktor für die Entstehung des schwarzen Hautkrebses – was man aber beeinflussen kann: Durch konsequente Sonnenschutzmassnahmen lässt sich dieses Risiko vermindern.

Sich gut vor der Sonne zu schützen, ist also unerlässlich. An was alles muss ich dabei denken?

Bei Babys ist die Devise einfach: sich im Schatten aufhalten und die direkte Sonnenstrahlung, wenn möglich meiden. Auch grössere Kinder sollten Schattenplätze bevorzugen. Vor allem zwischen 11 und 15 Uhr, weil dann die Intensität der Sonne am stärksten ist. Schutz bieten ausserdem lange (dunkle) Kleidung, ein Hut mit Nackenschutz sowie Sonnenschutzmittel mit mindestens Lichtschutzfaktor (LSF) 30. Zum Baden sind UV-Kleider sinnvoll.

Mal sonnig, mal bewölkt: Muss man sich an jedem Tag vor der Sonne in Acht nehmen?

Ob und wie man sich vor der Sonne schützen soll, hängt von der Intensität der UV-Strahlen ab. Diese wird durch Faktoren bestimmt wie etwa der Jahres- oder Tageszeit, der geografischen Lage und auch dem Wetter. Das Mass für die Intensität – und damit der Schädlichkeit der UV-Strahlen – ist der so genannte UV-Index, der auf einer Skala von 1 bis 11 angegeben wird: Je höher dieser ist, umso besser sollte man sich schützen. Bereits ab UV-Index 3 sind Schutzmassnamen wie Sonnenbrille oder Sonnencreme sinnvoll.

Und wo finde ich Informationen zu diesen UV-Index?

Der UV-Index wird täglich für die verschiedenen Regionen der Schweiz berechnet und kann auf der Website oder in der App von MeteoSchweiz unter der Rubrik «UV-Index» nachgeschaut werden.

Heute: blauer Himmel und Sonnenschein – ein Sonnenschutzmittel muss also her. Anhand welcher Kriterien wähle ich ein Produkt aus?

Beim Kauf von Sonnenschutzmitteln sollte in erster Linie auf folgende drei Kriterien geachtet werden: Lichtschutzfaktor, Wasserfestigkeit und Wirkweise. Der Lichtschutzfaktor beschreibt den Schutz vor der UV-B-Strahlung. Er gibt an, wie viel länger man sich mit Sonnenschutzmittel theoretisch der Sonne aussetzen kann, ohne dass die Haut Schaden nimmt. Je höher der Wert, umso länger der Schutz.

Was heisst das konkret?

Ein Sonnenschutzmittel mit LSF 30 verlängert den Eigenschutz der Haut theoretisch um den Faktor 30. Bei Kindern raten wir generell zu einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30, besser 50. Aber Achtung: Der Lichtschutzfaktor bezieht sich nur auf den Schutz vor UV-B-Strahlung. Deswegen sollte man unbedingt Produkte wählen, die auch vor UV-A-Strahlen schützen. Dies ist auf der Verpackung mittels UVA-Signets deklariert. Ebenfalls angegeben ist die Wasserfestigkeit, das zweite wichtige Kriterium.

Und was ist mit dem dritten Kriterium, der Wirkweise, gemeint?

Bei Sonnenschutzmitteln wird zwischen organischen und mineralischen Filtern unterschieden. Cremen auf mineralischer Basis enthalten Partikel, welche auf der Hautoberfläche verbleiben und die UV-Strahlung reflektieren. Organische Filter absorbieren hingegen das UV-Licht und wandeln es in Wärme um. Bei Babys im ersten Lebensjahr wird empfohlen, mineralische Sonnenschutzmittel zu wählen oder solche, die speziell für dieses Alter empfohlen sind.

Kommen wir zur Praxis: Zu welchem Zeitpunkt sollte ich mich und mein Kind eincremen?

Grundsätzlich sollte man sich spätestens 20 Minuten bevor man in die Sonne geht mit Sonnenschutzmittel eincremen. Mein Tipp: Am besten cremt man sich schon zuhause ein, idealerweise, bevor man die Kleider anzieht.

Vielleicht eine komische Frage: Aber wie gehe ich dabei vor?

Fakt ist: Wir benutzen tendenziell immer zu wenig Sonnenschutzmittel. Darum empfehlen wir, sich und sein Kind zweimal nacheinander einzucremen, im Abstand von 15 Minuten. Auf diese Weise vergisst man garantiert keine Körperregion und hat genügend Sonnenschutzmittel benutzt.

Wie stehts mit nachcremen?

Unbedingt! Auch wenn das Sonnenschutzmittel wasserfest ist: Spätestens nach zwei Stunden lässt die Schutzwirkung nach. Und wer viel schwitzt, im Wasser oder Sand war, sollte sich danach sofort wieder eincremen.

Was gilt für Personen mit einem atopischen Ekzem? Wie schützt man eine betroffene Hautstelle vor der Sonne?

Für Personen mit einem atopischen Ekzem gelten grundsätzlich dieselben Regeln. Bei einem Krankheitsschub empfiehlt es sich das Ekzem gut zu behandeln und bis die Ekzeme abgeheilt sind, die betroffenen Hautstellen mit Kleidern zu schützen, da Sonnencrème brennen kann.

Und auf was sollen betroffene Personen beim Sonnencreme-Kauf achten?

Da die empfindliche Haut oft auf bestimmte Inhaltsstoffe wie etwa Parfum oder Emulgatoren reagiert, gibt es verschiedene Linien, die auf solche heiklen Substanzen verzichten. Diese Produkte sind entsprechend deklariert wie etwa mit dem Allergie-Gütesiegel.

Ein Tag im Freien geht zu Ende. Gibt es am Abend etwas zu bedenken?

Es macht Sinn, nach einem Tag an der Sonne zu duschen oder baden und danach die Haut mit Feuchtigkeitscreme zu versorgen. Bei heikler Haut empfiehlt es sich, auch hier auf gut verträgliche Inhaltsstoffe zu achten.

Trotz aller Vorsicht: ein Sonnenbrand! Wie lindere ich die Beschwerden?

Sollte sich die Haut trotz aller Schutzmassnahmen röten, sollte man sofort und für die nächsten Tage die direkte Sonne meiden. Feuchte Umschläge sowie eine Feuchtigkeitscreme können die Beschwerden lindern und die Heilung unterstützen. Zudem sollte man ausreichend trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ist der Sonnenbrand stark, sollte man den Arzt oder beim Kind die Kinderärztin aufsuchen.

Der Text erschien im aha!magazin. Dieses kann man kostenlos abonnieren.

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