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12.09.2022

Jetzt mit der Desensibilisierung starten

Anders als die medikamentöse Behandlung der allergischen Symptome zielt die allergenspezifische Immuntherapie auf die Ursache der Allergie ab. Die Idee ist bereits über hundert Jahre alt: Das Immunsystem wird dabei langsam an einen Auslöser gewöhnt, so dass es irgendwann weniger oder gar nicht mehr darauf reagiert.

Was tun, wenn man seine Pollenallergie loswerden will? «Heute stehen zwei Formen der Therapie zur Verfügung: mit Injektionen unter die Haut oder Tabletten beziehungsweise Tröpfen unter die Zunge», führt Bettina Ravazzolo, Expertin von aha! Allergiezentrum Schweiz, aus. Egal für welche Variante man sich entscheidet, der erste Schritt führt zum Allergologen, zur Allergologin. Mittels Haut- und Bluttests wird festgestellt, welche Stoffe die allergische Reaktion auslösen. Das ist wichtig, denn jede Person hat ihr individuelles Allergenprofil, auf das die Spezialisten die Therapielösung mit Allergenen spezifisch zusammenstellen. «Diese Immuntherapie ist bei Pollen, Bienen, Wespen, Katzen, Hunden, Hausstaubmilben und Schimmelpilzen durchführbar», weiss Bettina Ravazzolo.

Unter die Haut

Bei der subkutanen (sub = unter, cutan = Haut) Therapie wird dem Patienten oder der Patientin in der ersten Phase regelmässig – normalerweise alle ein bis zwei Wochen – unter ärztlicher Aufsicht die Allergenlösung in den Oberarm injiziert. Die Allergenkonzentration wird während dieser so genannten Einleitungsphase über mehrere Wochen langsam gesteigert, bis die individuell verträgliche Maximaldosis erreicht ist. «Danach beginnt die Erhaltungsphase, in der diese Dosis nur mehr monatlich gespritzt wird», erklärt Ravazzolo. Die Therapie dauert insgesamt drei bis fünf Jahre. Bei einer Pollenallergie ist der Beginn der Therapie so zu legen, dass die Einleitungsphase bei Start der Pollensaison abgeschlossen ist. So spürt man bereits im kommenden Frühling einen positiven Effekt. Bei einer Insektengift- oder Hausstaubmilbenallergie spielt es keine Rolle, wann mit der Therapie gestartet wird.

Eine weitere Möglichkeit für Heuschnupfengeplagte ist die Kurzzeittherapie. Hier wird die Allergenlösung kurz vor Beginn der entsprechenden Pollensaison in einer begrenzten Anzahl von vier bis sieben Injektionen verabreicht. Diese Therapie muss jeden Frühling wiederholt werden und eignet sich weniger, wenn schwere allergische Beschwerden, vor allem ein Asthma, vorliegen.

Unter die Zunge

Eine weitere Möglichkeit ist die so genannte sublinguale Immuntherapie. Dabei gibt die betroffene Person das Allergen in Form von Tabletten oder Tropfen unter die Zunge. Die erste Dosis wird unter ärztlicher Überwachung eingenommen, danach kann die Therapie zu Hause selbst weitergeführt werden – ebenfalls für mindestens drei Jahre.

Gute Aussichten

Wissenschaftliche Studien belegen, dass beide Immuntherapien wirksam sind: Laufende Nase, tränende Augen und auch der Verbrauch von Medikamenten werden stark reduziert. Und: «Das Risiko für allergisches Asthma lässt sich verringern und bestehendes Asthma verbessern», so Bettina Ravazzolo. Im besten Fall führt die Therapie zur Symptomfreiheit: Vor allem bei Kindern ist die Desensibilisierung sehr erfolgreich, weil sie in der Regel auf weniger Allergene sensibilisiert sind als Erwachsene. Ab dem Alter von fünf Jahren ist eine Therapie möglich.

 

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