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23.01.2017

Gegen Allergie: Erdnusshaltige Produkte schon ab Babyalter

Neuerdings empfehlen die Gesundheitsbehörden der USA, Babys schon frühzeitig mit Erdnussprodukten zu füttern. So könne der Entwicklung von Erdnussallergien vorgebeugt werden. In der Schweiz werden gemäss Allergologe und Kinderarzt Roger Lauener Erdnüsse in den Empfehlungen für die Beikost nicht explizit erwähnt. Hauptgewicht wird auf eine vielseitige Ernährung gelegt. 

Bei einer Erdnussallergie gibt es keine Therapie, keine Kur: Betroffene Menschen müssen den Kontakt mit selbst kleinsten Mengen von Erdnuss strikte vermeiden, denn die Reaktion des Immunsystems auf diese Allergene kann sehr stark, ja lebensbedrohlich sein. Die Allergie entwickelt sich meistens in der Kindheit und bleibt auch im Erwachsenenalter bestehen.

In den USA hat sich die Problematik verschärft: 2010 hatten rund zwei Prozent der Kinder in den USA eine Erdnussallergie, rund vier Mal so viel wie 1999. Neuste US-Forschungsergebnisse zeigen, dass der Entwicklung dieser Allergie vorgebeugt werden kann, wenn bereits Babys erdnusshaltige Nahrung erhalten: Das Risiko einer Erdnussallergie bei Kindern mit einer besonders hohen Anfälligkeit – die also schon eine atopische Dermatitis (Neurodermitis) oder eine Eiallergie haben – konnte dadurch um 81 Prozent verringert werden. Für die Studie wurden Daten von 640 Kindern ausgewertet.

Neue Empfehlungen in den USA
Auf der Grundlage dieser Daten gibt nun das Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten der USA (NIAID) neue Empfehlungen heraus: Für Kinder mit hohem Risiko sollen der Babynahrung schon ab dem vierten bis sechsten Monat Erdnussprodukte beigegeben werden, nachdem mittels Tests eine Erdnussallergie ausgeschlossen wurde. Für Säuglinge mit milden Ekzemen möge man mit der Gabe von erdnusshaltigen Produkten ab dem sechsten Monat beginnen. Kindern ohne Ekzeme oder anderen Nahrungsmittelallergien können diese frei mit dem Beginn der Beikost angeboten werden. Erdnusshaltiges solle grundsätzlich erst gegeben werden, wenn ein Baby bereits feste Nahrung zu sich nehmen könne.

In der Schweiz ab dem 5. Monat 
Wie reagieren nun die Kinderärzte in der Schweiz? Allergologe Roger Lauener, der auch im wissenschaftlichen Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz einsitzt, zeigt sich zurückhaltender – denn Erdnüsse führten hierzulande seltener zu Problemen als in den USA. «Deshalb führen wir bei Kindern mit familiärer Vorbelastung für Allergien auch nicht einfach routinemässig Tests durch, um eine allfällige Sensibilisierung festzustellen, sondern nur bei konkreten Beschwerden.»

Die Einführung von Beikost soll gemäss Lauener hierzulande ab dem fünften Lebensmonat beginnen. «Grundsätzlich ist es wichtig, die Babys im ersten Lebensjahr möglichst vielseitig zu ernähren», betont der Allergologe am Kinderspital St. Gallen. Damit könne nicht nur das Risiko für Lebensmittelallergien gesenkt werden, sondern auch jenes für Asthma und Neurodermitis. Ob der schützende Effekt von erdnusshaltigen Lebensmitteln wie in den USA auch in der Schweiz gilt, ist gemäss Lauener offen. «Die Gabe von erdnusshaltigen Produkten in der Beikost wird hier nicht explizit empfohlen.» Klar ist, dass mit ganzen Erdnüssen wegen Erstickungsgefahr weiterhin gewartet werden muss, bis das Kind 3 Jahre alt ist. (bj/sda)

Publikation: A Togias et al. Addendum guidelines for the prevention of peanut allergy in the United States: Report of the National Institute of Allergy and Infectious Diseases-sponsored expert panel. Journal of Allergy and Clinical Immunology DOI: 10.1016/j.jaci.2016.10.010 (2017).

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