Erdnussallergie

Bei einer Erdnussallergie können schon kleinste Spuren ausreichen, um schwere allergische Reaktionen hervorzurufen.

Erdnüsse. Diese können allergische Reaktion auslösen.

Im botanischen Sinne ist die Erdnuss keine Nuss, sondern eine Hülsenfrucht. Sie gehört zu den Nahrungsmitteln, die besonders häufig schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Bei Kindern ist die Erdnuss Anaphylaxie-Auslöser Nummer 1.

Auslöser

Die meisten Betroffenen einer Erdnussallergie reagieren auf die sogenannten Speicherproteine allergisch. Diese bleiben trotz Erhitzen oder Magensäure stabil. Deshalb können Erdnüsse in jeder Form allergische Reaktionen hervorrufen – egal ob roh, geröstet oder gekocht genossen.

Die meisten Nahrungsmittel lösen erst ab einer bestimmten Menge allergische Reaktionen aus. Erdnüsse können jedoch schon in Mengen im Mikrogramm-Bereich lebensbedrohliche Reaktionen hervorrufen. Deshalb gehören sie zu den häufigsten Auslösern einer Anaphylaxie.

Vorkommen

Erdnüsse sind in Erdnussprodukten wie etwa Erdnussbutter, Erdnussriegel, Erdnussöl oder gerösteten Erdnüssen enthalten. Häufig sind sie auch in der asiatischen Küche sowie in verarbeiteten Produkten wie zum Beispiel Fertiggerichten oder Süssigkeiten als «verstecktes Allergen» anzutreffen. Mehr dazu in der «Einkaufshilfe Erdnussallergie».

Kreuzreaktion

Bei einer Erdnussallergie können Kreuzreaktionen auf andere Nahrungsmittel auftreten – zum Beispiel auf weitere Hülsenfrüchte wie Bohnen, Soja, Linsen, Erbsen, Gartenerbsen, Gartenbohnen und daraus hergestellte Produkte wie Tofu, Sojajoghurt und andere diverse vegane und vegetarische Produkte.

Allergieverlauf

Eine Erdnussallergie tritt meist im Kindesalter auf. Bei den meisten Betroffenen bleibt sie ein Leben lang bestehen. Tritt die Erdnussallergie erstmals im Jugend- oder Erwachsenenalter auf, handelt es sich meist um eine sekundäre Allergie – eine sogenannte Kreuzallergie. Die Betroffenen sind eigentlich gegen Birken- oder Gräserpollen allergisch und reagieren aufgrund der Ähnlichkeit der Allergene auch auf das Nahrungsmittel. Diese Allergie ist oft milder als die Primärallergie und betrifft häufig nur den Mundbereich.

Symptome

Bei einer Nahrungsmittelallergie auf Erdnüsse zeigen sich die Symptome wie bei allen anderen Nahrungsmittelallergien innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde nach dem Verzehr und meist in Form von Juckreiz im Bereich der Mundschleimhaut und an der Haut mit Rötungen, Quaddeln, Schwellungen und Juckreiz. Ähnlich wie bei anderen Nahrungsmittelallergien sind auch Beschwerden der Atemwege möglich. Beschwerden, die lediglich den Verdauungstrakt betreffen, sind selten. Sie treten meistens in Kombination mit anderen allergischen Beschwerden auf, in Form von Schluckstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall und Blähungen. In gewissen Fällen kann es zum anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand kommen.

Diagnose

Die Selbstbeobachtung – idealerweise festgehalten in einem sogenannten Symptomtagebuch – sowie die Befragung durch einen Allergologen, eine Allergologin, zusammen mit den Resultaten von Haut- und Bluttest, bilden die wichtigsten Grundlagen für die Diagnose einer Erdnussallergie. Um eine Diagnose zu sichern oder die Toleranzgrenze zu ermitteln, können zusätzlich Provokationstests notwendig werden.

Behandlung

Allergen meiden

Menschen mit einer Erdnussallergie müssen Erdnüsse und Produkte, die Erdnüsse enthalten, konsequent meiden. Das ist im Alltag nicht immer einfach, denn Erdnüsse oder Spuren davon können in vielen Lebensmitteln vorkommen, etwa in Gebäck, Schokolade, exotischen Gerichten oder Müeslimischungen. Zutatenlisten sollten deshalb immer sorgfältig überprüft werden. Auch lose oder unverpackte Produkte, beispielsweise aus Bäckereien oder Take-aways, können problematisch sein, da Kreuzkontaminationen möglich sind. Beim Essen ausser Haus hilft es, Personal über die Allergie zu informieren und gezielt nach den verwendeten Zutaten zu fragen.

Ob Spuren vertragen werden, entscheidet der Allergologe oder die Allergologin. Eine Provokationstestung kann zeigen, wie viel vom Allergen vertragen wird. Für die Umsetzung im Alltag ist die Begleitung einer spezialisierten Ernährungsfachperson hilfreich – etwa zum Lesen von Zutatenlisten, für praktische Tipps sowie zur Besprechung persönlicher Fragen.

Notfallset

Wer bereits eine starke allergische Reaktion erlebt hat, sollte immer ein Notfallset bei sich tragen. So kann im Ernstfall rasch gehandelt werden. Zudem ist es wichtig, dass das Umfeld über die Allergie informiert ist und weiss, wie im Notfall richtig reagiert werden kann. Nach der Erstversorgung sollte immer der Notfallarzt oder ein Spital aufgesucht werden

Orale Immuntherapie (OIT)

Bei einer Erdnussallergie kann heute in bestimmten Fällen eine orale Immuntherapie (OIT) durchgeführt werden. Dabei werden unter ärztlicher Aufsicht regelmässig sehr kleine Mengen Erdnuss in langsam steigender Dosierung eingenommen. So soll sich das Immunsystem schrittweise an das Allergen gewöhnen.
Ziel ist es, die Toleranzschwelle zu erhöhen und das Risiko einer schweren Reaktion nach versehentlichem Verzehr zu verringern.
Die OIT gilt gemäss aktuellen Leitlinien als mögliche Therapieoption, besonders für Kinder, und sollte nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden. Ein eigenständiger Versuch zu Hause ist nicht sicher und wird ausdrücklich nicht empfohlen.

Hinweis zur Lebensmitteldeklaration

Erdnüsse sind in der Schweiz und EU deklarationspflichtig. Dies bedeutet, dass die Zutat und daraus hergestellte Produkte klar deklariert und auf der Verpackung hervorgehoben werden – zum Beispiel fett markiert, kursiv oder mit Grossbuchstaben. Zusätzlich werden unbeabsichtigte Vermischungen, sogenannte Kontaminationen, am Ende der Zutatenliste mit folgendem Hinweis angegeben: «kann … enthalten» oder «kann Spuren von … enthalten». Auch im Offenverkauf, beispielsweise in der Bäckerei, Metzgerei, im Restaurant oder am Take-Away-Stand, muss das Verkaufspersonal Auskunft geben können. Gemäss Gesetz ist eine mündliche Auskunft durch eine Fachperson ausreichend. Mehr dazu in der Broschüre «Deklaration von Allergenen in Lebensmitteln».

Tipps und Tricks

  • Auf «Visitenkarten» die allergieauslösenden Nahrungsmittel schriftlich festhalten und im Restaurant beim Bestellen dem Personal abgeben.
  • In den Ferien diese Karten in die jeweilige Landessprache übersetzt mitführen.
  • Für Einladungen bei Familie und Freunden entweder die Gastgeber genau über die Allergie instruieren oder anbieten, etwas Allergenfreies mitzubringen.
  • Zutatenlisten auch von bekannten Lebensmitteln vor jedem Kauf prüfen. Rezepturänderungen können jederzeit vorgenommen werden. Bei Unsicherheit geben die Hersteller oder Grossverteiler gerne Auskunft. Die Kontaktangaben sind auf der Verpackung zu finden.
  • Achten Sie beim Einkaufen auf Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel, diese eignen sich besonders für Menschen mit Allergien und Intoleranzen und werden von aha! Allergiezentrum Schweiz empfohlen.

Zahlen und Fakten

  • Erdnüsse gehören zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie bei Kindern, sie sind sogar der Hauptauslöser bei Kindern ab drei Jahren. Da die Erdnussallergie häufig lebenslänglich bestehen bleibt, findet sie sich auch als häufige Nahrungsmittelallergie bei Erwachsenen.
  • Erdnüsse sind der Hauptauslöser für anaphylaktische Reaktionen bei Kindern.
  • Bei Erwachsenen mit einer Nahrungsmittelallergie sind Erdnüsse bei 1 Prozent der Betroffenen der Auslöser. Sie sind jedoch auch ein häufiger Auslöser von nahrungsmittelinduzierten Anaphylaxien.

Erdnussallergie: häufig gestellte Fragen

Nein. Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern gehören botanisch gesehen zur Gruppe der Hülsenfrüchte. Ob weitere Nahrungsmittelallergien bestehen, sollte mit dem behandelnden Facharzt, der behandelnden Fachärztin abgeklärt werden.

Da sich die Proteine von Hülsenfrüchten in ihrer Struktur ähneln, kann eine sogenannte Kreuzreaktion auftreten. Diese ist aber selten. Ob ein Verzicht nötig ist, ist am besten mit der Fachärztin, dem Facharzt für Allergologie abzuklären.

In der Erdnuss sind hitzelabile sowie hitzestabile Allergene enthalten. Meist reagieren Personen mit einer Erdnussallergie auf hitzestabile Allergene, weshalb Erdnüsse in der Regel auch verarbeitet und erhitzt – also etwa in Kuchen – nicht vertragen werden.

Bei einer sehr starken Allergie sollte auf kaltgepresste Erdnussöle sowie auf andere kaltgepresste Öle – aufgrund der Kontaminationsgefahr – verzichtet werden. Die Beratung bezüglich Verträglichkeit von Erdnussöl erfolgt über die Fachärztin, den Facharzt für Allergologie.

Für Betroffene einer Erdnussallergie ist dies nicht unbedenklich und in extrem seltenen Fällen können die darin enthaltenen Erdnussproteine ausreichen, um eine allergische Reaktion hervorzurufen. Kinder mit einem atopischen Ekzem, Psoriasis oder einer empfindlichen Haut sollten ebenfalls aufpassen. Durch die gestörte Barrierefunktion der Haut und dem wiederholten Hautkontakt mit dem Allergen können vorgängig nicht allergische Personen ebenfalls plötzlich allergisch reagieren.

Meist ist Erdnussöl in Bade-, Haut- und Massageölen enthalten, aber auch in anderen Kosmetika kann das Öl vorkommen. Um den potenziellen Allergieauslöser zu meiden, ist es für gefährdete Personen wichtig, die Zusammensetzung der kosmetischen Produkte vor dem Kauf gut zu überprüfen.

Aber auf was muss geachtet werden? Erkennbar sind Erdnussöle an den folgenden Bezeichnungen:

  • Arachis Hypogaea L. (Erdnuss)
  • Arachidis oleum
  • Arachidis oleum hydrogenatum
  • Arachidis oleum raffinatum PhEur
  • Arachis Hypogaea Oil INCI
  • Oleum arachidis

In der asiatischen, afrikanischen, mexikanischen und amerikanischen Küche ist Erdnuss(-butter) eine sehr häufige Zutat, zum Beispiel in Erdnusssauce, Satay-Spiessli, Pad Thai, Mole Poblano. Aber auch Desserts, Brownies, Cookies, frittierte Lebensmittel, Guetzli und Knabberartikel können Erdnussbestandteile oder Spuren davon enthalten.

Bei einer Erdnussallergie ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auswächst, tiefer im Vergleich zur Milch- oder Ei-Allergie. Dennoch gibt es Kinder, die ihre Erdnussallergie mit zunehmendem Alter verlieren. Eine jährliche Abklärung beim Allergologen, bei der Allergologin wird daher empfohlen.

Eine orale Toleranz gegen Erdnussproteine ist für bestimmte Betroffene möglich. Am besten wendet man sich an den Facharzt, die Fachärztin für Allergologie.

Redaktion: aha! Allergiezentrum Schweiz, in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Beirat.