Covid-19, Allergien und Asthma
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Anti-Aging-Produkte für Kinder: Gefährliche Überpflege
Ein bedenklicher Trend macht sich breit: Immer häufiger verwenden Kinder Feuchtigkeitsmasken und teure Anti-Aging-Cremes – inspiriert von Influencerinnen auf TikTok und Instagram. Selbst Grundschulkinder greifen zu Anti-Falten-Produkten, obwohl deren Inhaltsstoffe wie Retinol oder Fruchtsäuren für Kinderhaut völlig ungeeignet sind. Die Folgen können Reizungen, Allergien oder Akne sein. Um genauer zu verstehen, warum diese Produkte problematisch sind und wie Eltern ihre Kinder schützen können, haben wir mit Prof. Dr. Thomas Kündig, Direktor der dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich, gesprochen.
Herr Kündig, was macht Anti-Aging-Produkte für Kinderhaut so problematisch?
Kinderhaut ist dünner, empfindlicher und besitzt eine noch unreife Schutzbarriere. Wirkstoffe, die für Erwachsene gedacht sind, können schnell zu Irritationen, Ekzemen oder einer gestörten Hautbarriere führen.
Viele glauben, «viel hilft viel». Stimmt das?
Ganz im Gegenteil. Eine Überpflege kann die Haut sogar krank machen. Wir sehen häufig periorale Dermatitis – einen entzündlichen Ausschlag um den Mund, ausgelöst durch zu viele und wechselnde Pflegeprodukte. Diese Pflegeprodukte und Make-up müssen ja mit Reinigungslösungen und Waschen wieder entfernt werden. Paradoxerweise kann die Haut dabei austrocknen und spannen, wodurch noch mehr gecremt wird – ein Teufelskreis, der das Problem verschlimmert. Im schlimmsten Fall können Bakterien eindringen und die Entzündung weiter befeuern. Kurz gesagt: Überpflege führt schnell zu Pickeln, Ausschlag, Ekzemen oder schuppigen Stellen – genau das, was die kleinen «Beauty-Queens» vermeiden wollen.
Was empfehlen Sie Eltern und Kindern?
Weniger ist mehr. Milde Reinigung, Sonnenschutz und bei Bedarf eine leichte, Feuchtigkeitscreme reichen völlig aus. Alles darüber hinaus ist für gesunde Kinderhaut unnötig. Auch gar nichts zu verwenden ist für Kinder eine Option, die Evolution der Haut ging über Zehntausende Jahre und fand ohne die Kosmetikindustrie statt.
Kinderhaut richtig pflegen – das Wesentliche
Anti-Falten-Seren, Peelings oder «aktive» Anti-Aging-Wirkstoffe sind nicht notwendig und können bei Kindern die Haut reizen. Stattdessen empfiehlt aha! Allergiezentrum Schweiz:
- Milde Reinigung: Wasser und seifenfreie, pH-hautneutrale Produkte (pH 5 oder 5.5).
- Täglicher Sonnenschutz: Wichtigster Schutz vor Hautalterung und Sonnenbrand.
- Feuchtigkeitscreme nach Bedarf: Leicht, parfümfrei, ohne aggressive Inhaltsstoffe.
Vorsicht bei Inhaltsstoffen
Kinderhaut ist bis etwa zum 10. Lebensjahr deutlich durchlässiger für Schadstoffe. Deshalb sollte bei Pflegeprodukten besonders auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Ideal sind Produkte ohne Duft- und Farbstoffe, Parabenen, Formaldehyd-Abspaltern und aggressiven Tensiden. Eine gute Orientierung bieten die zertifizierten Produkte mit dem Allergie-Gütesiegel. Diese werden nach strengen Richtlinien überprüft und dürfen keine der 81 Verbindungen nach der Verordnung (EG) 1223/2009 enthalten, welche als häufige Allergieauslöser bekannt sind.
Fazit: Weniger Druck, mehr gesunde Haut
Kinder sollten ohne Schönheitsstress aufwachsen – und ohne Anti-Falten-Produkte. Eltern, die selbstbewusst mit kleinen Makeln umgehen und keine Wunderkosmetik für nötig halten, sind ein wertvolles Vorbild. So lernen Mädchen und Buben früh: echte Schönheit hat nichts mit teuren Tiegeln zu tun. Die beste «Pflege» für junge Haut? Liebe, Akzeptanz – und Sonnenschutz.