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11.01.2012

Neue Risikogene für Neurodermitis

Drei Gene entdeckt – Verbindungen zwischen Neurodermitis und Asthma

Ein internationales Forscherteam hat in der bisher grössten genetischen Studie zu Neurodermitis drei Gene identifiziert, die bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle spielen, eines unter ihnen auch bei der Entstehung von Asthma und Allergien.

In der Schweiz sind rund 700‘000 Menschen von Neurodermitis betroffen. Eins von sieben Kindern in der Schweiz leidet unter der meist vererbten Krankheit. Häufig tritt die Erkrankung zutage, bevor das Kind seinen fünften Geburtstag erreicht hat. Mediziner beobachten schon lange, dass innerhalb von Familien oft mehrere Angehörige unter der atopischen Hauterkrankung leiden. Man ging deshalb davon aus, dass es eine genetische Veranlagung gibt, die weitervererbt wird.
Die Forscher des EAGLE-Konsortiums (Early Genetics and Lifecourse Epidemiology) haben nun Gene gefunden, die das belegen. Zwei der Gene tragen dazu bei, die natürliche Hautbarriere aufrecht zu erhalten. Das dritte gefundene Gen hat Auswirkungen auf die Immunregulation und beeinflusst auch die Entstehung von Asthma und Allergien.
Vererbbarkeit bewiesen
Den Ergebnissen der Studie nach bekommen sechzig Prozent der Kinder Neurodermitis, wenn ein Elternteil betroffen ist. Trifft das Leiden beide Elternteile, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind die Krankheit ebenfalls entwickelt, auf 80 Prozent.
Neurodermitis, auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt, geht häufig einher mit Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen, Asthma und einer Reihe anderer Erkrankungen. Bei zwei der Gene, die gefunden wurden und die bislang nie mit der Hauterkrankung in Verbindung gebracht worden sind, wurde nun auch ein Zusammenhang mit Asthma festgestellt. Das beweise die enge Verbindung zwischen den beiden Krankheiten, erklärt Studienleiter und Dermatologe, Professor Stephan Weidinger, von der Universität Kiel: «Oftmals schlägt das, was bei Kindern noch Neurodermitis war, später in andere atopische Erkrankungen wie Asthma Bronchiale, Heuschnupfen oder Nahrungsmittelallergien um.»
Zukunft: Gentests zur Risikoabschätzung?
Im Rahmen der bisher weltweit umfassendsten genomweiten Studie wurden über 10‘000 Neurodermitis-Patienten und 40‘000 gesunde Vergleichspatienten untersucht. Die Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis der genetischen Ursachen von Neurodermitis. Es sollen künftig nicht nur Tests für eine genauere Risikoabschätzungen entwickelt, sondern auch neue Präventions- und Behandlungsansätze abgeleitet werden können, sagt Dr. Joachim Heinrich, Initiator des multizentrischen Forschungsprojektes und kommissarischer Leiter des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.
Ausgewertet wurden dazu Daten von 26 Kohorten aus 12 Ländern, darunter Australien, Kanada, USA sowie neun europäische Staaten.
Neurodermitis ist in westlichen Industrienationen mit einer Häufigkeit von ca. 20 Prozent bei Kindern (Schweiz: 10–15 Prozent) und ca. 5 Prozent bei Erwachsenen (Schweiz: 2–10 Prozent) eine der häufigsten chronischen Hauterkrankungen.
(Quelle: wat/sgo/csi, Bristol, www.helmholtz-muenchen.de)