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10.05.2022

Berufswahl: Und plötzlich platzt der Traum

Aus den vielen Möglichkeiten den passenden Beruf zu finden, ist für manche Jugendliche nicht einfach. Erst recht nicht, wenn sie an Allergien leiden und bei der Berufswahl Einiges mitbedenken müssen. Was aber, wenn eine Allergie erst auftritt, wenn man bereits in seinem Traumberuf arbeitet?

Kaum das Schulabschlusszeugnis in der Hand, solls losgehen. Denn der 19-jährige Maurizio weiss genau, er will Automechaniker werden. Das wollte er schon immer. Zuerst läuft alles prima, jedenfalls während der ersten sechs Monate seiner Lehre. Doch dann ist da plötzlich diese scheinbar harmlose Rötung an seinem linken Arm. Sie greift auf seine Hände über, es wird schlimmer und schlimmer. Die Wunden nässen, bluten, sogar die Haut löst sich ab. Die Diagnose des Arztes macht klar: Maurizio leidet an einer Allergie auf Frostschutzmittel. Trotz schützender Handschuhe und viel Vorsicht bei der Arbeit wird es für den Lehrling unmöglich, seinen Traumberuf weiter auszuüben. Die Kontaktdermatitis, unter der Maurizio und zwischen 15 und 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung irgendwann im Leben zumindest kurzzeitig leiden, heilt trotz allen Massnahmen nicht. Das heisst: Er muss jeglichen Kontakt strikt meiden.

In Werkstatt und Backstube

Automechaniker, Friseur, Bäckerin oder Krankenpfleger – in vielen Berufen besteht das Risiko, mit allergieauslösenden Stoffen in Kontakt zu kommen. Wie bei Maurizio durch Hautkontakt, aber auch über Inhalation, so wie etwa beim bekannten Bäckerasthma. Dabei entwickeln die Betroffenen durch den regelmässigen Umgang mit Getreidemehl eine Unverträglichkeit. «Es gibt viele Stoffe, die allergische Reaktionen auslösen können – auch Nickel, Farben oder Duftstoffe gehören dazu», erklärt Bettina Ravazzolo, Expertin von aha! Allergiezentrum Schweiz.

Sich frühzeitig informieren

Allergien sind in der Berufswelt immer wieder ein Thema. Und das sollte es gerade auch sein: «Besonders für Jugendliche mit einer Allergie oder einer gewissen Veranlagung, Allergien zu entwickeln, ist es wichtig, sich frühzeitig mit der Berufswahl auseinanderzusetzen und sich zu informieren», empfiehlt Anne-Catherine Killer, Leiterin Bereich Berufs- und Laufbahnberatung BIZ Bern. Anlaufstellen können neben aha! Allergiezentrum Schweiz auch Arbeitsmediziner oder eine Allergologin sein. Den Jungen, die bereits eine Allergie haben, muss von gewissen Berufen sogar abgeraten werden, da gewisse Stoffe allergische Symptome verstärken können. Auch besteht gemäss Expertin Bettina Ravazzolo die Gefahr, neue Allergien zu entwickeln.

Geringes Risiko vor allem im Büro

Eine Allergie kann die Berufswahl einschränken, jedoch zum Glück meist nur sehr spezifisch. Viele Professionen können problemlos ausgeübt werden: Arbeiten im Dienstleistungssektor wie etwa bei der Post oder im öffentlichen Verkehr, aber auch im kaufmännischen, technischen sowie pädagogisch-sozialen Bereich bringt für Allergikerinnen und Allergiker nur ein geringes Risiko mit sich, ebenso solche in akademischen Berufen im Rechtswesen oder etwa in der Psychologie.

Auch Maurizio findet schliesslich seinen (zweiten) Weg mit Hilfe von aha! Allergiezentrum Schweiz. Und Motoren und Fahrzeuge sind trotz seiner Allergie auf Frostschutzmittel weiterhin Teil seines Alltags: Er absolviert eine Lehre als Lastwagenchauffeur und ist glücklich: «Ich habe eine neue Leidenschaft entdeckt – und mir tut nichts mehr weh.»

Tipps für die richtige Berufswahl

  • Vor Beginn einer Lehre oder Ausbildung abklären, ob der gewünschte Beruf geeignet ist.
  • Sich bei Unsicherheiten an eine fachkundige Person, etwa einen Arbeitsmediziner oder eine Allergologin wenden.
  • Als Test ein Praktikum oder eine mehrtägige Schnupperlehre im Wunschberuf absolvieren.
  • Sich bei heiklen Berufen über mögliche Schutzmassnahmen informieren.
  • Bei Fragen geben unsere Fachpersonen an der aha!infoline (031 359 90 50) gerne Auskunft.

Text ist im aha!magazin, das man kostenlos abonnieren kann.

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