aha!award 2017 – Prämierung

Dr. Georg Schäppi, Geschäftsleiter aha! Allergiezentrum Schweiz (links) und die Prämierten: Natalia Hickmann, Urs Beyeler und Julia Morosi. Nicht anwesend: Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini.

Dr. Georg Schäppi, Geschäftsleiter aha! Allergiezentrum Schweiz (links) und die Prämierten: Natalia Hickmann, Urs Beyeler und Julia Morosi. Nicht anwesend: Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini.

«Was ist nur mit Julius los?» – eine Bildergeschichte klärt auf

Julia Morosi

Wer von einer Nuss- beziehungsweise Erdnussallergie betroffen ist, muss auf viele Lebensmittel verzichten, sich an bestimmte Verhaltensweisen halten und mit grösseren Einschränkungen leben. Dabei prägt eine Allergie aber nicht nur die betroffene Person selber, auch ihr Umfeld wird davon beeinflusst. Oftmals wissen Mitschüler und Mitschülerinnen, Lehrpersonen, Bekannte und weitere Bezugspersonen jedoch nur sehr wenig über das Thema – zu wenig. Mit ihrer Bildergeschichte «Was ist nur mit Julius los?» klärt die 15-jährige Julia Morosi auf.

Seit ihrer Geburt leidet Julia Morosi an einer Nussallergie und fühlt sich – im Zusammenhang damit – oftmals unverstanden. Sie hat gemerkt, dass ihr zurückhaltendes Verhalten bezüglich Essen und Nahrungsmittel auf andere zum Teil sogar sonderbar wirkt. Dies hat sie zum Anlass genommen, ihre eigene «Allergiegeschichte» als Schlussprojekt der 3. Sekundarschule in einem Bilderbuch darzustellen. «Was ist nur mit Julius los?» erzählt von Zwerg Julius, der sich im Wald sein neues Zuhause aufbaut und sich wegen seiner Allergie gegenüber den anderen irgendwie seltsam verhält. Als er es wagt, über sein Geheimnis offen zu reden, findet die Geschichte ihr Happyend.

Sammeln, basteln, arrangieren, fotografieren, schreiben, gestalten – von der Idee bis zum fertigen Buch hat die aha!award-Preisträgerin alles selber an und in die Hand genommen.

Nussfreie Schule in Lausen – ein Vorreiter-Projekt

Urs Beyeler

Bei Menschen, die von einer starken Nuss- respektive Erdnussallergie betroffen sind, können schon kleinste Mengen, ja gar nur Spuren in der Luft starke allergische Reaktionen hervorrufen. Eine solche Anaphylaxie kann lebensbedrohlich sein. Deswegen müssen Kinder und Erwachsene mit Anaphylaxie-Risiko «ihre» Auslöser strikte meiden und immer ein Notfallset bei sich tragen.

Zwei hochallergische Kinder wurden im August 2016 in den Kindergarten Lausen eingeschult. Um den Kindern einen zumindest halbwegs unbelasteten Schulalltag zu ermöglichen, haben sich Schulleiter Urs Beyeler und sein Team mit vollem Engagement für eine nussfreie Schule Lausen eingesetzt. Nach anfänglicher Skepsis und Abwägungen bezüglich Verpflichtungsgrad, Verhältnismässigkeit und Machbarkeit wurde das Projekt in Lausen zu einem Herzensanliegen, das eine fundierte Aufklärungsarbeit erforderte. Eltern, Behörden, Vereine sowie alle Schülerinnen und Schüler der Schule Lausen wurden über die notwendigen Verhaltensregeln informiert. Im Rahmen der Prävention wurden die Lehrpersonen in korrektem Verhalten bei einem Notfall geschult; auch mittels Übungen. Inzwischen besuchen weitere hochallergische Kinder die Schule Lausen, darunter auch ein Schüler aus der Nachbargemeinde.

Aufgrund der erfolgreichen Umsetzung sowie der proaktiven und sorgfältigen Kommunikation innerhalb der Gemeinde bekam das Projekt Vorzeigecharakter, fand den Weg in die lokalen, regionalen sowie nationalen Medien und stiess auch auf Resonanz in der kantonalen Schulentwicklung. Eine Elternbefragung bestätigte schliesslich die grosse Akzeptanz des Vorhabens. Für seinen unermüdlichen Einsatz für eine «nuss- und erdnussfreie Schule Lausen» wurde Schulleiter Urs Beyeler von den Eltern eines betroffenen Kindes für einen aha!award nominiert.

SOS-ASTHMA: eine mobile App für Asthma-Notfälle

Natalia Hickmann

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es heute weltweit 350 Millionen Asthmatikerinnen und Asthmatiker – und die Zahl wächst. Täglich sterben Menschen an den Folgen eines Asthmaanfalls, der sich durch Atemschwierigkeiten äussert, die von Husten und einer pfeifenden Atmung begleitet werden. Für diesen Fall haben Asthmatiker üblicherweise immer einen Inhalator bei sich. Nun kann es aber – trotz aller Vorsichtsmassnahmen – vorkommen, dass bei einem Asthmaanfall der Inhalator leer ist oder vergessen wurde. Eine Situation, die schnell kritisch werden kann.

Für diesen Notfall hat Preisträgerin Natalia Hickmann eine App entwickelt: SOS-ASTHMA. Ist die App einmal auf dem Smartphone installiert, müssen die Betroffenen in einer Krisensituation nur noch auf «Alarm senden» drücken. Andere Asthmatiker, die sich in der Nähe befinden und die App ebenfalls heruntergeladen haben, bekommen einen Aufruf und können der Person mit ihrem eigenen Inhalator zu Hilfe eilen. Der Notfalldienst muss nicht mehr gerufen werden. Die App enthält zudem eine Liste mit Apotheken. Diese wurden von Nutzern auf der ganzen Welt gesammelt und werden jeden Tag von SOS-ASTHMA überprüft. Die im September 2016 erschienene App ist gratis und überall auf der Welt in zehn Sprachen verfügbar. Je öfter sie heruntergeladen wird, desto effizienter wird sie.

Um die App bekannt zu machen wurde das Experiment «In der Haut eines Asthmatikers» entwickelt. Auf einem Hometrainer sitzend und durch einen Strohhalm atmend, erfahren Interessierte, wie sich ein Asthmaanfall anfühlt. Dieses Projekt wird weltweit auf medizinischen Kongressen vorgestellt.

SkinApp – digitale Sicht zur Schweregrad-Messung für Ekzempatienten

Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini

Hand-Ekzeme betreffen rund zehn Prozent der berufstätigen Schweizerinnen und Schweizer, rund fünf Prozent sind von einem atopischen Ekzem betroffen. Damit stehen diese Erkrankungen hinsichtlich Kostenintensität hierzulande an dritter Stelle der Arbeitserkrankungen. Atopisches Ekzem und Handekzeme kommen in verschiedenen Ausprägungen vor. Je nach Schweregrad sind unterschiedliche Therapien angebracht. Um Schübe frühzeitig zu erkennen, hat Prof. Dr. Alexander Navarini mit der Hochschule Luzern und der Firma Swiss4ward eine neuartige App entwickelt. Diese ermöglicht es den Patienten, die Schwere ihres Handekzems selbst zu messen. Über die Smartphone-Kamera können Ekzemherde fotografiert und über die App erkannt sowie ausgemessen werden. Der Ansatz funktioniert auf der Basis des so genannten Machine Learnings, bei dem der Computer von Bildern lernt. Dank dieser praktischen Anwendung von künstlicher Intelligenz können Allergiebetroffene direkt am eigenen Körper messen, wie schwer ein Ekzem aktuell ist und sie können dessen Ausprägung mit dem vergangener Zeitpunkte vergleichen.

Projektleiter Prof. Dr. med. Dr. sc. nat. Alexander Navarini ist überzeugt, dass die SkinApp für die Voraussage von Ekzem-Schüben nützlich ist. Gemäss aktuellem Wissenstand gibt es bislang keine vergleichbaren Ansätze und das Projekt SkinApp für die Handekzem-Erkennung stösst für die Prävention auf grosses Interesse, etwa bei der SUVA.

Medienmitteilung aha!award 2017

Fotogalerie aha!award 2017

Bilder: Luca Christen, Bern