Stress kann ein bestehendes Ekzem verschlimmern. Ruhe und Entspannung im Alltag helfen, einen Ausgleich zu finden. Folgende Tipps können dabei helfen.
Gut zu wissen: Eine feste medizinische Ansprechperson ist wichtig. So bleibt die Behandlung kontinuierlich, und Fragen können direkt geklärt werden. Bei Unsicherheiten oder neuen Herausforderungen kannst du dich auch an die aha!infoline wenden. Halte dich an den gemeinsam erstellten Behandlungsplan und lass dich nicht von ungeprüften Ratschlägen verunsichern.
Untertitel: Neurodermitis und Intimität
Auch in Partnerschaften kann Neurodermitis ein sensibles Thema sein. Diese Tipps können helfen:
Wie wirkt sich Neurodermitis auf deinen Alltag aus?
Die Neurodermitis wirkt sich fast nicht mehr auf meinen Alltag aus. Ich achte auf meine Ernährung, meine Pflege und mein vegetatives Nervensystem. Die Neurodermitis begleitete mich und mein Immunsystem intensiv in meiner Jugend- und jungen Erwachsenenzeit. Wenn man sich nicht mehr auf den eigenen Körper verlassen kann, wird man zur Forscherin: Welche Waschmittel, Kleidungsstoffe, Lebensmittel und Pflegeprodukte vertrage ich? Und wie wirkt sich die Psyche auf meine Haut aus? Über die Jahre habe ich viel Wissen und Erfahrungen gesammelt, was enorm hilft.
Welche Faktoren triggern deine Neurodermitis?
Verschiedene Umweltfaktoren, wie Kälte und trockene Luft, oder wenn im Frühling alles spriesst. Hormonelle Schwankungen spielen eine Rolle, wenn ich meine Periode bekomme oder davor PMS (prämenstruelles Syndrom) auftritt. Manchmal triggert auch eine beginnende Erkältung meine Haut. Dann bilden sich ein paar Bläschen.
Was ist dein Geheimtipp gegen das Ekzem?
Bei jedem Menschen ist das sehr individuell. Ich kann aus meiner persönlichen Erfahrung wie auch aus meiner Praxiserfahrung als Kosmetikerin erzählen. Mein Tipp: Man sollte sich mit den drei Bereichen Hautpflege, Ernährung und vegetatives Nervensystem auseinandersetzen. Eine Art «Schönheit-von-innen-heraus-Konzept» für sich entwickeln. So kann man den Selbstheilungsprozess unterstützen. Es hilft, sich wohlzufühlen. Denn wenn man sich wohlfühlt, ist man meiner Meinung nach auch gesünder.
Wie reagiert dein Umfeld auf dein Ekzem?
Man sieht mir nichts mehr an. Früher war das anders. Da sah man es sofort. Meine Hände waren extrem stark betroffen. Mein Immunsystem war ein Desaster. Damals gab es auch wenig Wissen über atopische Ekzeme, da wir als Betroffene gefühlt ein Randthema waren. Für die Betroffenen sind es aber zentrale Lebensthemen. Heute begleite und berate ich Menschen in meiner kosmetischen Praxis mit solchen Problemen. Mein Umfeld reagiert mittlerweile sehr motivierend. Es bestärkt mich darin, meine Erfahrungen weiterzugeben.
Was wünschst du dir für die Zukunft für die Betroffenen?
Ich wünsche mir, dass wir ernster genommen und dass wir gesehen werden. Ich wünsche mir auch mehr Forschung zu den Zusammenhängen von Hormonhaushalt und Verdauung. Diese Themen sollten idealerweise miteinbezogen werden. Ich finde, man sollte der Hautpflege mehr Beachtung schenken und dies auch lehren. Das gilt grundsätzlich für alle Menschen, auch für diejenigen mit gesunder Haut. Die Haut ist unser grösstes Organ. Nicht zu vergessen: Sie verbindet auch das Innere mit dem Äusseren und umgekehrt.
Interview mit Dr. med. Caroline Roduit, Leitende Ärtzin Allergologie am Inselspital in Bern. Dieses Interview erschien zuerst auf doktorstutz.ch.
Die Diagnose atopische Dermatitis oder Neurodermitis ist für viele Eltern ein Schock. Wie können Sie ihnen die Angst nehmen?
Für Angehörige kann das eine grosse Belastung sein. Sie werden sehr früh mit einer chronischen Krankheit konfrontiert, die nicht einfach verschwindet, und es können keine klaren Auslöser benannt werden. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um den Eltern die Erkrankung ausführlich zu erklären. Dazu gehört auch, für jeden Patienten einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen und diesen klar zu erläutern. Den meisten Kindern hilft eine lokale antientzündliche Therapie zusammen mit einer guten Basispflege für die Hautbarriere. Wir können die Eltern auch insofern beruhigen, dass sich der Zustand ab dem Schulalter deutlich verbessern wird. Man weiss auch, dass atopische Dermatitis, die im Kindesalter auftritt, nur selten bis ins Erwachsenenalter andauert. Allerdings gibt es Kinder, die auch als Erwachsene noch an der Hautkrankheit leiden. Da können wir auf gute Behandlungsmöglichkeiten hinweisen.
Werden die Eltern geschult, wie sie ihr Kind pflegen können?
Die Schulung ist ein ganz wichtiger Punkt. In verschiedenen Spitälern bieten spezialisierte Pflegefachleute Ekzem-Beratungen an. Die Stiftung aha! Allergiezentrum Schweiz setzt sich für über drei Millionen Menschen in der Schweiz ein, die von Allergien, Intoleranzen, Asthma oder Hautproblemen betroffen sind. Die Stiftung organisiert ebenfalls Neurodermitis-Elternschulungen. Dort können sich Familien auch austauschen. Ab einem gewissen Alter gibt es zudem Schulungen für die betroffenen Kinder selber.
Wie hoch ist der Anteil der Kinder, die eine genetische Veranlagung haben?
Der Anteil ist sehr hoch. Ein wichtiger genetischer Faktor ist die Mutation eines Gens, das für die Hautbarriere zuständig ist. 20 bis 50 Prozent der Kinder mit atopischer Dermatitis haben diese Mutation. Generell ist das Risiko bei einer Familie mit Allergien zwei bis drei Mal höher als bei Familien ohne Allergien.
Kann man die Krankheit heilen?
Nein, denn der Defekt der Hautbarriere bleibt. Aber die Chance, dass die atopische Dermatitis im Erwachsenenalter abklingt, ist gross. Betroffene haben weiterhin eine empfindliche Haut, sie ist aber bei den meisten nicht mehr so stark entzündet. 90 Prozent der Patientinnen und Patienten haben nur noch eine leichte Ausprägung der Krankheit.
Wie kann man verhindern, dass sich ein «atopischer Marsch» entwickelt und was ist das genau?
Kinder mit Neurodermitis haben ein deutlich erhöhtes Risiko, später an Nahrungsmittel- und Atemwegsallergien zu erkranken. Das ist der «atopische Marsch». Studien zeigen, dass bei einer guten Behandlung des Ekzems das Risiko für andere Allergien reduziert werden kann. Die richtige Ernährung hilft ebenfalls. Kinder mit einer gesunden und vielfältigen Ernährung im ersten Lebensjahr haben weniger Probleme mit späteren Allergien.
Was bringen die neusten Biologika?
Die Medikamente kommen bei mittel-schwerer Neurodermitis zum Einsatz. Sie verbessern die Hautbarriere und reduzieren die Entzündungen. Wie bei den Erwachsenen können gewisse Therapien auch bei Kindern eingesetzt werden. Es gibt schon einige Studien, die zeigen, dass mit den Biologika der «atopische Marsch» verhindert werden kann.