31.08.2022

Covid-19-Impfung: Für die meisten Allergiker unbedenklich

Die Schweiz impft gegen Covid-19. Berichte aus anderen Ländern über allergische Reaktionen verunsichern Betroffene. In Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz, der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologe und Immunologie SGAI und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) des BAG beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Impfen: Ja!

Bei welchen Allergien ist eine Covid-19-Impfung unbedenklich?
Bei fast allen Allergien ist das problemlos möglich: So können alle Personen, die auf Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben, Tiere, Insektengift oder Latex allergisch sind oder atopisches Ekzem (Neurodermitis) haben, ganz normal geimpft werden. Ebenso Personen, die auf Medikamente allergisch reagiert haben, die dann ärztlich abgeklärt wurden und die keinen Inhaltsstoff der Covid-19-Impfstoffe beinhalten. Falls jemand nur mit Hautreaktionen auf Medikamente reagiert hat, kann sie oder er sich auch impfen lassen. Bei einer laufenden Desensibilisierung kann ebenfalls geimpft werden, wenn die entsprechenden Injektionen nicht gleichentags erfolgen. Wenn die erste Impfung einen Ausschlag oder Rötung («Covid-Arm») verursacht hat, kann trotzdem die zweite Impfung gemacht werden. Jede Person steht zudem nach der ersten Injektion üblicherweise während 15 Minuten unter Beobachtung und nach der zweiten 5 Minuten (sofern die erste vertragen wurde), um schwere allergische Reaktionen, die praktisch immer sofort auftreten, gut behandeln zu können.

Impfen: unter bestimmten Bedingungen

Bei welchen Allergien ist Impfen nur unter bestimmten Umständen möglich?
Wer bereits einmal mit schweren allergischen Symptomen – also mit einer Anaphylaxie zum Beispiel mit Asthmaanfall oder Kollaps – auf einen Auslöser reagiert hat, der bis jetzt noch unbekannt oder noch nicht abgeklärt worden ist, sollte vor einer Covid-19-Impfung unbedingt Rücksprache mit einer Allergologin, mit einem Allergologen nehmen. Möglicherweise werden sie weitere Abklärungen treffen. Kann eine Impfung verabreicht werden, muss die Person nachher 30 Minuten beobachtet werden.

Gibt es andere allergische oder immunologische Erkrankungen, bei denen Vorsicht geboten ist?
Ja, bei chronischem Nesselfieber, ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch für Personen, bei denen eine Mastozytose oder ein Mastzellaktivierungssyndrom vorliegt oder die Serum-Werte des Botenstoffs Tryptase erhöht sind. Betroffene dieser seltenen Erkrankungen wissen in den meisten Fällen darüber Bescheid. Eine Impfung ist aber trotzdem möglich, wenn Betroffene eine Stunde vor der Covid-19-Impfung ein Antihistaminikum einnehmen und nach der Impfung eine halbe Stunde überwacht werden.

Impfen: Achtung!

Wann dürfen Allergiker nicht mit einem Covid-19-Impfstoff geimpft werden?
Bei Personen mit einer bekannten, sehr seltenen Allergie auf einen Bestandteil eines Covid-19-Impfstoffs darf dieser nicht verwendet werden oder nur unter speziellen Voraussetzungen und Schutzmassnahmen; das wird der Allergologe, die Allergologin nach einer eingehenden Abklärung entscheiden. Dies betrifft bei den Covid-19-Impfstoffen, die in der Schweiz eingesetzt werden, das so genannte Polyethylenglykol (PEG)/Macrogol in den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna und/oder das Tromethamin in den Impfstoffen von Moderna oder Polysorbat 80 (E 433) in der Impfung von Johnson&Johnson sowie in der Impfung von Novavax.

Das Gleiche gilt auch für Personen, die nach der ersten Dosis des Covid-19-Impfstoffs mit einer Anaphylaxie reagiert haben. Ein Allergologe, eine Allergologin kann mit einem Hauttest Klarheit schaffen, ob ein Impfstoff eingesetzt werden kann. Wird dennoch eine Impfung in Betracht gezogen, ist diese nur unter strenger ärztlicher Überwachung möglich. In jedem Fall ist es wichtig, dass bei allergischen Reaktionen nach der ersten Impfung die impfende Fachperson bei der zweiten Dosis darüber informiert wird.

Gibt es für diese Personen Alternativen?
Wenn eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff (Impfstoff von BioNTech/Pfizer oder Moderna) gegenangezeigt ist, wird gemäss Eidgenössischer Kommission für Impffragen (EKIF) des BAG durch eine Fachärztin, einen Facharzt für Allergologie und klinische Immunologie geklärt, ob ein Nicht-mRNA-Impfstoff, der in der Schweiz zugelassen ist – das sind zurzeit der Vektor-Impfstoff von Johnson&Johnson und der protein-basierte Impfstoff von Novavax –, eine Alternative ist. Das gilt für Personen mit einer bekannten Allergie auf Inhaltsstoffe einer mRNA-Impfung und für Personen, die auf die erste mRNA-Impfung eine allergische Reaktion gezeigt haben. Dann kann womöglich die Impfserie mit einem Impfstoff von Johnson&Johnson oder Novavax vervollständigt werden.

Mögliche Reaktionen nach Covid-19-Impfung

Was passiert, wenn eine Person allergisch reagiert, ohne vorher von ihrer Allergie gewusst zu haben?
Personen, die eine Impfung gegen Covid-19 erhalten sollen, werden hinsichtlich allergischer Reaktionen in der Vergangenheit befragt. Zudem muss das Impfpersonal grundsätzlich immer auf die Möglichkeit schwerer allergischer – sprich anaphylaktischer – Reaktionen vorbereitet sein und einen direkten Zugriff auf eine Notfallausrüstung inklusive Adrenalin (z.B. Autoinjektor) haben.

Warum gibt es Reaktionen auf Impfstoffe?
Allergische Reaktionen nach Impfungen sind möglich, jedoch sehr selten, insbesondere anaphylaktische Reaktionen. Schwere Reaktionen werden ausnahmsweise etwa bei Patienten mit hochgradiger Hühnereiweissallergie auf Lebend-Impfstoffe, die in Hühnerembryonen angezüchtet wurden, beobachtet. Impfungen enthalten neben dem eigentlichen Wirkstoff immer auch andere Stoffe wie etwa Stabilisatoren oder Konservierungsmittel. Es kann sein, dass manche Menschen auf einen dieser Stoffe allergisch reagieren. Die neuen, aktuell in der Schweiz eingesetzten Covid-19-Impfstoffe enthalten im Vergleich zu anderen Impfstoffen gegen andere Krankheiten (wie zum Beispiel Grippe, Starrkrampf, Gelbfieber etc.) insgesamt nochmals deutlich weniger möglicherweise allergieauslösende Stoffe.

Nach der Impfung plagen Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Deutet das auf eine Allergie auf den Impfstoff hin?
Nein, solche Symptome sind zwar sehr unangenehm, aber praktisch immer unbedenklich. Wer sich impfen lässt, muss mit solchen Nebenwirkungen rechnen. Sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Wirkstoff reagiert. Allergische Reaktionen äussern sich etwa mit Nesselfieber, Atemnot oder Kreislaufbeschwerden – sie treten zudem praktisch immer in der ersten Stunde nach der Impfung auf. Falls Sie solche verspüren, sollten sie sich umgehend mit ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin in Verbindung setzen.

Für Betroffene:

  • Das Beratungstelefon aha!infoline von aha! Allergiezentrum Schweiz: Tel. +41 31 359 90 50
    (Mo.–Fr. von 8.30 bis 12.00 Uhr)
  • Infoline Covid-19-Impfung: Tel. +41 58 377 88 92 (täglich von 06.00 bis 23.00 Uhr)

Für Fachpersonen:

 

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