Wissenswertes rund um Allergien, Intoleranzen, atopisches Ekzem, Asthma und Forschung: Mit unseren News sind Sie stets auf dem Laufenden.

12.09.2018

Nachsorge bei Insektengiftallergikern unzureichend

In der Schweiz leiden etwa drei bis vier Prozent der Bevölkerung an einer lebensbedrohlichen Insektengiftallergie. Bereits ein Stich kann für sie gefährlich sein, deswegen gilt: Immer ein Notfallset bei sich tragen. Gemäss einer aktuellen Studie aus Deutschland wissen aber viele nicht Bescheid, wie die Medikamente anzuwenden sind.

Heuer waren die Wespen eher aggressiv unterwegs, «weil sie durch die Trockenheit weniger Nahrung fanden», wie Christian Schweizer von der eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope erklärt. Für Menschen mit einer Insektengiftallergie ist also richtiges Verhalten (über)lebenswichtig. Eine Umfrage von Allergologen und Notfallmedizinern um Prof. Thilo Jakob von der Justus-Liebig-Universität Giessen zeigt nun, dass viele Betroffene zu wenig über das optimale Vorgehen informiert sind. 

Im Stich gelassen
Die Forschenden schickten einen Fragebogen an 548 Patienten mit einer dokumentierten Insektengift-Anaphylaxie. Nach den Angaben der Teilnehmenden hatten nur 55 Prozent bei der Diagnose Empfehlungen für das weitere Vorgehen erhalten; fast 70 Prozent wurde kein Allergiepass ausgestellt. Immerhin wurden 90 Prozent der Fälle mit Notfallmedikamenten ausgestattet, wie die Umfrage zeigt. Wie diese anzuwenden sind, darüber wurde – laut deren Angaben – nur etwa die Hälfte der Patienten unterrichtet. Die Autoren der Studie fanden überdies heraus, dass lediglich 77 Prozent der Betroffenen einen Adrenalin-Autoinjektor erhielten und bei jedem zweiten war das Verfallsdatum des Injektors zum Zeitpunkt der Umfrage überschritten. Besonders heikel: 43 Prozent der Allergikerinnen und Allergiker berichteten, das Notfallset selten oder nie mit sich zu führen. 

Wir empfehlen: eine Anaphylaxie-Schulung
Wer auf Insektenstiche anaphylaktisch reagiert, muss bei einem Stich rasch und richtig handeln können. In einem solchen Fall helfen nur Notfallmedikamente und Adrenalin. Dabei ist es elementar zu wissen, wann man die Medikamente einnimmt und wie man einen Adrenalin-Autoinjektor anwendet. «Wir bieten Jugendlichen und Erwachsenen Schulungen zum Thema Anaphylaxie an, in denen das Notfallmanagement geübt wird», so Sonja Hartmann, Expertin von aha! Allergiezentrum Schweiz. 

Immuntherapie hilft
Um eine Insektengiftallergie ganz loszuwerden, gibt es eine effektive Möglichkeit: die Spezifische Immuntherapie (SIT), auch Desensibilisierung genannt. «Die 3 bis 5 Jahre dauernde Behandlung führt bei 95 Prozent der Patienten zu einem vollständigen Schutz», weiss Sonja Hartmann. 

Die Studie:
Manmohan M et al. Current state of follow-up care for patients with Hymenoptera venom anaphylaxis in southwest Germany: Major impact of early information. Allergo J Int 2018; 27:4–14
Online: https://link.springer.com/article/10.1007/s15014-018-1286-9

Weitere Neuigkeiten